Für meine Mutter war er angeblich die Liebe ihres Lebens.
Auch ihn lernte sie als Kunden auf dem Strich kennen. Das war im Oktober 1972. Sie war 28 und er 47
Jahre alt. Aus einer geschäftlichen wurde eine Liebebeziehung. Er war scheinbar
wohlhabend, denn die ganze Zeit, die er mit ihr verbrachte zahlte er. Er kaufte
sie quasi von den anderen Kunden frei indem er ihr das Geld gab, das sie mit
anderen Kunden in derselben Zeit verdient hätte. Nur so war es gegenüber ihrem
Partner (meinem „Vater“) auch gerechtfertigt. Denn nur als Kunde war er geduldet. Sie gingen gemeinsam (mitunter sogar
zu dritt) ins Theater, in die Oper oder zum Heurigen.
Meine Mutter und er beschlossen gemeinsam ein Kind zu zeugen.
Er konnte mit seiner Frau keine bekommen. Deshalb ging meine Mutter mit ihm
gemeinsam sein Sperma testen mit dem Ergebnis, dass er fruchtbar war und es
somit nicht an ihm lag. Mit meinem „Vater“ wollte sie kein Kind, denn sein
erster (und einziger) Sohn Roman war problematisch, angeblich war er in der Sonderschule oder
sonst was. Genau habe ich mich nie danach erkundigt. Roman und seine Mutter waren ein Tabuthema bei uns zu Hause.
Der Plan war also, dass jeder beim damaligen Partner bleibt und meine Mutter mit der Prostitution aufhört. So wurde auch die Idee geboren stattdessen ein Taxiunternehmen zu gründen. Pepi Matauschek übernahm bei der Konzession und dem ersten Taxi sogar einen Großteil der Kosten. Wie sie das meinem „Vater“ unverdächtig erklärten ist mir ein Rätsel. Schließlich wurde ich ihm auch noch als Kukukskind untergejubelt. Am Tag meiner Geburt hatte sie einen kleinen Autounfall. Die offizielle Version ist, dass ich wegen der daraus resultierten Aufregung seitens meiner Mutter als Frühchen zur Welt kam. Vielleicht drückte mein „Vater“ auch alle Augen zu, weil Pepi Mautauschek (ab nun „Erzeuger“ genannt) einfach so viel Geld in ihre und somit auch seine Richtung fließen ließ. Es war also alles gut eingefädelt und ich trug die Lebenslüge bis zu seinem Tod mit, wenngleich er unbewusst vielleicht einen Verdacht hegte. Das würde auch erklären, warum er sich bei meiner Betreuung und Versorgung raus hielt und alles meiner Mutter überließ, wenngleich ich ohnehin die meiste Zeit nicht da war. Er sprang nur ein, wenn es gar nicht mehr anders ging, beispielsweise wenn sie aus beruflichen Gründen unabkömmlich war. Trotzdem hatten wir aber auch unsere guten Momente. Zum Beispiel gemeinsame Saunaaufgüsse, Formel 1 im Fernsehen anschauen oder Drachensteigen gehen. Das möge an dieser Stelle fairerweise auch festgehalten sein.
Der Plan war also, dass jeder beim damaligen Partner bleibt und meine Mutter mit der Prostitution aufhört. So wurde auch die Idee geboren stattdessen ein Taxiunternehmen zu gründen. Pepi Matauschek übernahm bei der Konzession und dem ersten Taxi sogar einen Großteil der Kosten. Wie sie das meinem „Vater“ unverdächtig erklärten ist mir ein Rätsel. Schließlich wurde ich ihm auch noch als Kukukskind untergejubelt. Am Tag meiner Geburt hatte sie einen kleinen Autounfall. Die offizielle Version ist, dass ich wegen der daraus resultierten Aufregung seitens meiner Mutter als Frühchen zur Welt kam. Vielleicht drückte mein „Vater“ auch alle Augen zu, weil Pepi Mautauschek (ab nun „Erzeuger“ genannt) einfach so viel Geld in ihre und somit auch seine Richtung fließen ließ. Es war also alles gut eingefädelt und ich trug die Lebenslüge bis zu seinem Tod mit, wenngleich er unbewusst vielleicht einen Verdacht hegte. Das würde auch erklären, warum er sich bei meiner Betreuung und Versorgung raus hielt und alles meiner Mutter überließ, wenngleich ich ohnehin die meiste Zeit nicht da war. Er sprang nur ein, wenn es gar nicht mehr anders ging, beispielsweise wenn sie aus beruflichen Gründen unabkömmlich war. Trotzdem hatten wir aber auch unsere guten Momente. Zum Beispiel gemeinsame Saunaaufgüsse, Formel 1 im Fernsehen anschauen oder Drachensteigen gehen. Das möge an dieser Stelle fairerweise auch festgehalten sein.
Zurück zu den Bemühungen meines Erzeugers, meine Mutter von
der Prostitution weg zu bringen. Er fuhr mit ihr tagelang im Taxi mit und
erklärte den Fahrgästen, es wäre ihr erster Tag und sie würde sich sonst zu
unsicher fühlen. Ihr sollte damit das Taxifahren mit der Zeit erträglicher
werden. Dafür verdoppelte er ihr anfangs sogar den erfahrenen Umsatz. Ohne Erfolg. Er setzte sich mit ihr zu Hause hin und drängte sie dazu,
bei jedem Anruf eines Kunden zu sagen, dass sie nicht mehr verfügbar wäre. Ohne
Erfolg. Er setzte einen Privatdetektiv auf das Haus an. Dieser dokumentierte, wann
ein Kunde kam und ging. Dann konfrontierte er sie damit und warf ihr verständlicherweise vor, von ihr hintergangen zu werden. Ohne Erfolg. Ihr war das Geldverdienen einfach
wichtiger als die Loyalität zu ihm. Und im Hintergrund flüsterte ihr mein
„Vater“ im Eigeninteresse ein: „Doppeltes Geld in der Hälfte der Zeit.“ Es war
die finanziell ertragreichste Zeit ihres Lebens. Sie verdiente als Callgirl, beim
Taxifahren und mit ihrem besten Stammkunden, Pepi Matauschek. Es dauerte nicht
lange und er warf entnervt das Handtuch. Meine Mutter agierte schon da nach dem
Motto: Geld vor Beziehung und Gefühlen von Menschen. Wie bereits erwähnt eine
Tatsache, die mein Leben in weiterer Folge maßgeblich mitprägen sollte.
Mein Erzeuger und sie trafen
sich dann irgendwann nur mehr einmal im Monat, jedoch so lange, bis ich meine erste Berufsausbildung 1996 mit 21 Jahren beendet hatte. Bei diesen Treffen übergab er ihr
Alimente in der Höhe von 4.000 Schilling, die er freiwillig bezahlte. Bei der
Gelegenheit erzählte sie ihm von meiner Entwicklung und zeigte ihm fallweise
auch die aktuellsten Fotos. Leider legte meine Mutter das Geld nicht auf ein
Sparbuch, sondern ließ es in das allgemeine Budget einfließen. Damit wurden
beispielsweise Internat und Ferienlager beglichen. Jahre später, als ich meinen
„Vater“ mit meiner miesen Kindheit konfrontierte, rechnete er mir vor, wie viel
Geld ich im Laufe der Jahre gekostet habe und wollte mir damit beweisen, dass
ich ja „alles“ hatte. Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen, ihm von den
Alimenten und dem Hintergrund dieser Zahlungen zu erzählen. Doch ich schluckte
das aus Loyalität meiner Mutter gegenüber hinunter.
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