Freitag, 30. August 2013

Gezüchtigt durch die Schulbrüder in Strebersdorf

Mit September 1985 begann meine Zeit im Gymnasium bei den Schulbrüdern Strebersdorf, wieder eine katholische Privatschule mit Vollinternat. Diesmal war der Eintritt in diese Institution nicht so traumatisch, denn ich war schon daran gewohnt, montags deportiert zu werden und nur das Wochenende in Purkersdrof bei meinen Eltern zu verbringen. Die Schule war streng geführt und der Tag vom Aufstehen bis zum Schlafengehen durchgeplant wie im Gefängnis. Der bescheidene private Raum bestand aus einem Bett und einem Kasten in einem Vier- oder Fünfbettzimmer.

In der Früh wurde man vom Präfekt mit einem lauten, ins Zimmer hineingeworfenen „Guten Morgen“ geweckt. Dann schnelle Morgenroutine und Bett machen. Anschließend in Zweierreihe zum Frühstück und dann wieder in Zweierreihe den langen Weg in das Schulgebäude in die Klasse. Begegnete einem dabei ein Schulbruder, musste einer der ersten beiden „Wir grüßen“ sagen und dann beide gemeinsam „Grüß Gott“. Bei diesen Ortswechseln innerhalb des Gebäudekomplexes durfte sonst nicht gesprochen werden. Es gab einen Präfekten, der die ganze Gruppe bestrafte sobald er einen Mucks hörte, indem alle wieder zum Ausgangspunkt zurück gehen mussten. Somit konnten wir viel Zeit mit Hin- und Hergehen verbringen, die uns dann von der Zeit für Freizeitaktivitäten abgezogen wurde.

Die Zeit am Vormittag in der Klasse war nicht viel anders als in anderen Schulen. Weltliche Lehrer und ganz normaler Unterricht. Zu Unterrichtsende wurde man als Klasse wieder vom Präfekt abgeholt und war in dessen „Obhut“ bis zum nächsten Unterrichtsbeginn. In dieser Zeit war man dem ganzen Gruppendruck und den Launen des Präfekten ausgeliefert. Manche traf es mehr und andere weniger. Die straffen, strengen Regeln und der Leistungsdruck wirkten sich gruppendynamisch auf die Schwächsten am ungünstigsten aus. Sie wurden permanent gehänselt und erniedrigt. Je nach Präfekt schützte er sie oder machte auch auf deren Kosten verletzende Bemerkungen.

Die schönste Beschäftigung sich vom öden Schulalltag abzulenken war sportliche Aktivität. Mit der Klasse ging man nach dem Mittagessen raus auf die Fußballplätze. An einem Tag der Woche war stattdessen Schwimmhalle angesagt. Am Abend nach dem Abendessen stand ein Mal in der Woche Fußball spielen in einer Sporthalle am Programm. Neben diesen fixen Einheiten mit der Klasse konnte man individuell auch Neigungsgruppen belegen, die in der Zeit nach dem Mittagessen stattfanden. Zu diesen ging man selbständig. Umso besser die Schulnoten, desto mehr konnte man davon belegen. In den drei Jahren in Strebersdorf belegte ich als guter Schüler eine Vielzahl dieser Sportkurse: Fußball, Leichtathletik, Tischtennis und Leistungsschwimmen. Außerdem nahm ich auch noch an der Neigungsgruppe Bühnenspiel teil. Ich genoss die Zeit außerhalb der vorgegebenen Strukturen und lebte somit ein wenig „Individualität“, von der es eigentlich keine geben durfte.

Wer durch auffälliges oder aufmüpfiges Verhalten aus der Reihe tanzte wurde sofort bestraft. Zuallererst wurden die oben angesprochenen gemeinsamen Sportaktivitäten gestrichen. Während sich die Klassenkollegen vergnügten musste man als Bestrafter entweder um den Fußballplatz spazieren oder in der Schwimmhallte von der Tribüne aus zusehen. Ziel war es, somit eine Einsicht zu erzwingen, indem man auf das blicken musste, was man sich mit dem eigenen Verhalten verhindert hatte.

Es gab Lobe und Tadel in das bereits im Eintrag vom 25. August angesprochene Wochenheft. War das Resümee am Ende der Woche zu schlecht, gab es die Strafe am Samstag bis 15 oder 18 Uhr da bleiben zu müssen, obwohl die reguläre Abholzeit 12 Uhr war. Das Wochenende zu Hause war ohnehin schon mit eineinhalb Tagen sehr kurz. Dazu bekam man auch noch Strafhausübung auf, die in der Zeit bis 15 oder 18 Uhr kaum zu schaffen war. Somit musste man sie am freien Wochenende fertig stellen, weil am Montag diese abzugeben war. Zwischendurch konnte der Präfekt auch während der Woche Strafaufgabe vergeben. Wer in der vorgegebenen Zeit am Nachmittag und Abend mit der Hausübung fertig war, durfte in den neben der Klasse gelegenen Pausenraum Tischtennis spielen gehen. Es war ein Ansporn schnell fertig zu werden, denn den Spaß im Pausenraum bekam man nebenan mit. Mit zu erledigender Strafhausübung konnte man sich das natürlich abschminken. Es gab somit genug Mittel und Wege, den Kindern jegliche Individualität und den eigenen Willen auszutreiben und sie zu einem funktionierenden Teil des Ganzen zu machen.

Rückblickend gesehen war das einzig Positive, dass meine Zeugnisse sehr gut ausfielen und ich sportlich topfit war. Speziell das Leistungsschwimmen, das zwei Mal wöchentlich in der Früh vor dem Unterricht stattfand verlangte meinem Körper einiges ab – bis zur totalen Erschöpfung inklusive Zusammenbruch aufgrund der hohen Anstrengung ohne Essen im Bauch. Der Tagesablauf sah so früh kein Frühstück vor und auf individuelle Fälle konnte keine Rücksicht genommen werden.

Gegen Ende der zweiten Klasse befand ich mich im Visier der destruktiven Gruppendynamik und wurde gemobbt. Ein Mal wurde ich nach dem Mittagessen beim Umziehen zum Fußballspielen in meinen Kleiderkasten gesperrt. Ich wehrte mich nicht und machte „den Spaß“ mit. Nur dann wurde es leise und es erschien mir, als wären alle schon draußen am Weg zum Fußballplatz. Ich brach die Kastentür von innen auf. In selben Moment sperrte der Präfekt die Zimmertüre doch wieder auf. Natürlich bekam ich den Anschiss wegen der Beschädigung des Kastens und nicht jene, die mich da hinein gesperrt hatten.

In der dritten Klasse kamen dann viele neue Leute hinzu und die Dynamik wurde eine andere. Auch ich veränderte mich mit beginnender Pubertät. War ich in den ersten beiden Jahren sehr angepasst und somit ein rundherum braver und leistungswilliger Internatsschüler, wurde ich dann doch aufmüpfig. Ein neuer Klassenkollege war ein ganz wilder Hund und am Wochenende angeblich mit einer Motorradgang unterwegs. Gemäß eigenen Angaben hatte er sogar schon Sex. Ich war von ihm fasziniert. Er verleitet mich auch zum Rauchen. Ein Mal wurden wir am Schulgelände hinter einem Busch erwischt. Er war unbeugsam und flog noch vor Ablauf des Schuljahres von der Schule. Im Zuge dessen sagte man mir ich wäre der nächste Kandidat, sollte sich mein Verhalten nicht ändern. Ohne seinen Einfluss konnte ich mich noch einmal zusammen reißen, doch ich wusste, dass ich es dort nicht mehr aushalten würde und suchte das erste Mal in meinem jungen Leben ein Ausstiegsszenario aus meiner trostlosen Situation.

Im Rahmen der Neigungsgruppe Bühnenspiel gab es eine Exkursion in eine Schule, die bekannt für ihr gutes Schülertheater war um ein Stück anzusehen, das auch wir als nächstes auf dem Spielplan hatten: Der Bauer als Millionär. Im Zuge dessen lernte ich die Schule kennen, die auch ein angeschlossenes Internat zu bieten hatte: Das Sacre Ceour Pressbaum, ganz in der Nähe von Purkersdorf. Ich konfrontierte meine Eltern mit meinem Leid bei den Schulbrüdern und präsentierte ihnen auch gleich die Lösung. Sie meinten, sie hätten die Schule schon gekannt, aber die Schwester Oberin aus der Volksschule hätte ihnen damals davon abgeraten, weil es angeblich dort einmal irgendwas mit Drogen gab. Sicher ein Vorfall, den die Medien aufgebauscht hatten und der von der lebensfremden Nonne nicht realistisch eingeschätzt wurde. Das war also der Grund, warum ich drei Jahre meines jungen Lebens in Strebersdorf vergeuden musste, während die Lösung für die Misere die ganze Zeit vor der Nase war.

Ich lernte damals, dass ich Einfluss auf meine Schicksal nehmen konnte, denn ich setzte mich beim Schulwechsel durch. Doch es sollte sich bald herausstellen, dass der Preis, den ich dafür bezahlen sollte, ein sehr hoher war. Aber dazu mehr im nächste Blog-Eintrag.

13-jährig im Elternhaus anlässlich ihrer Hochzeit

3 Kommentare:

  1. in strebersdorf wurden schüler nach benehmen bestraft... bis samstag 18 uhr nachsitzen und sinnlos zapfenrechnen seitenweise schreiben und und und machte man das nicht... wurde man mit schlägen bestraft... ich war 1.a hauptschule strebersdorf klassenvorstand bruder waldemar und erzieher bruder alois... und ich war ein jahr dort... es war die hölle einer schule nicht würdig... sondern unmenschlich gehässig und gemein... war man kurz vor 18 uhr nicht mit seiner strafe fertig wurde sogar sa-so angedroht und durfte nicht nachhause gehen aber... in den seltensten fällen wurde das mittel angewandt es gab betragen noten und fleiss noten...und die bestimmten wann man samstag mittag nach hause gehen durfte.... ausserdem wenn man die nachtruhe störte... wurde man mit "stehen auf dem gang" bestraft... bzw man hörte auch teilweise wenn ein bestimmter präfekt nachtdienst hatte jede nacht schreie die nach schmerzen und willkür klangen... uns haben sie allerdings diesbezüglich in ruhe gelassen aber diese menschen waren teilweise mit erziehungsmethoden wie schlagen einsperren beschimpfen... etc die einer menschlichen erziehung nicht würdig waren... das ganze war schuljahr 1985-86 in der hauptschule schulbrüder strebersdorf.... lg werner

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  2. Danke für den Input, der meine Eindrücke von damals bestätigt. Das Schuljahr 85/86 war mein erstes im Imternat des Gymnasiums. Ich hab damals von einem Hauptschulinternat nichts mitbekommen. Wir waren im neuen Trakt in der Nähe des Sportzentrums unter gebracht. Ich hoffe, du konntest deine Zeit in Strebersdorf mittlerweile verdauen.

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    1. Bruder Waldemar sagte immer :
      Sprich mir nach
      Ich bin ein Kind ein deppartes in meinem Kopf da scheppat es.

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